Zweisprachige Konferenz
16. Mai 2025, 9.00 - 16.30 Uhr
Kirchenzentrum CAP Bern (Französische Kirche)
femmes protestantes laden zu einer Konferenz zum Umgang mit sexualisiertem und spirituellem Machtmissbrauch in den Evangelisch-reformierten Kirchen ein. Die Konferenz hat zum Ziel, einen Dialograum mit Expert:innen des Opferschutzes, Betroffenen und kirchlichen Entscheidungsträger:innen zu öffnen und unterstützt unabhängig die kircheninternen Prozesse zum Thema Machtmissbrauch.
Schwerpunkte sind die Schaffung einer nationalen Meldestelle, die Betroffenenbeteiligung an Prozessen der Aufarbeitung, die Erreichbarkeit eines angestrebten Kulturwandels und die Implementierung von Schutzkonzepten.
Das Programm zielt auf ein ganzheitliches Bewusstsein für die strukturellen und kulturellen Herausforderungen des kirchlichen Umfelds und wird existierende Lösungsansätze zu Missbrauchsprävention, -intervention und der Aufarbeitung evaluieren. Um nachhaltig zu wirken, werden femmes protestantes im Nachgang die Ergebnisse der Konferenz zusammenfassen und in einem Mediendossier festhalten.
Programm:
9:00 Uhr
Willkommen mit Gipfeli und Austausch
9:45 Uhr
Begrüssung durch Präsidentin femmes protestantes.
Einleitende Worte von Betroffenenorganisationen IG M!ku und SAPEC
10:15 Uhr
Keynote
«Arbeit Macht Missbrauch»
Speaker: Dr. Lena Marbacher, deutsche Autorin und Journalistin
Im Herbst 2024 erschien ihr gleichnamiges Buch «Arbeit Macht Missbrauch».
Response
Evelyn Borer, Synodepräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS (bis Ende 2024), resümiert Äquivalenzen und Unterschiede zu kirchlichen Strukturen.
11:45 Uhr
1. Block Workshops
mit anschliessendem Lunch
A)
Best Practice einer nationalen Meldestelle:
Wie bündeln?
Der Workshop behandelt den Aufbau einer nationalen anonymen Meldestelle und bietet praxisnahe Einblicke in Best Practices der Schweiz, insbesondere der ACT212-Meldestelle im Kampf gegen Menschenhandel. Themen sind die Gestaltung effektiver Meldeprozesse, rechtliche Grundlagen, Netzwerkarbeit und die Entwicklung erster Handlungsoptionen. Ziel ist es, Ängste abzubauen, Mut zu machen und konkrete Schritte zur Unterstützung von Betroffenen zu erarbeiten.
Leitung:
Nathalie Rahel Guex; Co-Geschäftsleiterin von ACT212, einem Verein im Einsatz von Menschenhandel und Ausbeutung in der Schweiz. Sie leitet die nationale anonyme Meldestelle, die Hinweise entgegennimmt, weiterleitet und so das Dunkelfeld von Ausbeutung verkleinert.
Anerkennung von Leid – Was muss bedacht werden?
Anerkennung im Rahmen der Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen – Formen und Learnings
Der Workshop beleuchtet Ansätze des Runden Tischs für Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen, die Rolle der evangelisch-reformierten Kirchen und die Bedeutung der Multiperspektivität. Gemeinsam reflektieren wir Learnings aus der bisherigen Anerkennungspraxis und diskutieren Möglichkeiten der Anerkennung in den reformierten Kirchen.
Leitung:
Simon Hofstetter; Leiter Kirchenbeziehungen der EKS, Privatdozent für Diakoniewissenschaft an der Universität Bern
C)
Mit uns, statt über uns:
Wie Betroffene einbeziehen?
Partizipation ist essenziell für eine gelingende Aufarbeitung. Doch welche Formen gibt es, und wie wirken sie? Anhand des Betroffenenbeirats der EKD und des Beteiligungsforums beleuchten wir Unterschiede in der Einflussnahme. Welche Wirkkraft haben betroffene Personen? Was gewinnt eine Institution durch Partizipation – und wo liegen Hürden? Ein kurzer Impuls gibt Denkanstösse, danach gibt es Raum für Dialog und Fragen – moderiert und offen für alle Perspektiven.
Leitung:
Nancy Janz; Sprecherin der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche Deutschland EKD und Leiterin der kirchlichen Fachstelle zu sexualisierter Gewalt, Evangelische Kirche Bremen.
14:00 Uhr
2. Block Workshops
D)
Kulturwandel als Prävention:
Wo ansetzen?
Von hierarchischen Machtformen zu einer Theologie der wechselseitigen Anerkennung und gegenseitigen Ermächtigung – feministische Theologinnen zeigen seit vielen Jahren auf, dass nicht nur kirchliche Strukturen, sondern auch theologische Traditionen und Denkmuster Machtmissbrauch, sexualisierte sowie spirituelle Gewalt und Übergriffe begünstigen. Ein Wandel dieser Denkmuster ist daher essenziell für die Gewaltprävention. Wir diskutieren, welche theologischen Konzepte helfen können, patriarchale Machtstrukturen zu verändern.
Co-Leitung:
Doris Strahm; feministische Theologin und Publizistin, Mitgründerin der feministisch-theologischen Zeitschrift FAMA und der IG Feministische Theologinnen sowie Vizepräsidentin des Interreligiösen Think-Tank; Gabriela Allemann: Präsidentin femmes protestantes und Pfarrerin
E)
Implementierung von Schutzkonzepten: Worauf achten?
Der Workshop vermittelt praxisnahe Ansätze zur Prävention und Intervention, zeigt auf, wie Schutzkonzepte passgenau entwickelt werden können, und betont die Bedeutung der Partizipation von Kindern. Zudem geht es um die Schulung von Erwachsenen sowie um die kontinuierliche Evaluation, die unerlässlich ist, um Schutzmassnahmen nachhaltig zu verankern und zu verbessern.
Leitung:
Lena Marbacher; ist freie Journalistin (u. a. Der Freitag) und Autorin. 2024 erschien ihr Buch Arbeit Macht Missbrauch (S. Fischer), zuvor war sie Co-Autorin von Unlearn Patriarchy (Ullstein, 2022). Sie gründete das Wirtschaftsmagazin Neue Narrative mit und war Gesellschafterin einer selbstorganisierten Unternehmensberatung. Als Expertin zur Zukunft der Arbeit spricht sie vor Politik und Wirtschaft. Sie promovierte in Kunst und Design an der Bauhaus-Universität Weimar.
F)
Herausforderung kirchliche Schutzkonzepte: Wie implementieren?
Anhand einiger Beispiele aus anonymisierten Opferbegleitungen erarbeiten wir gemeinsam die Herausforderungen kirchlicher Schutzkonzepte. Im Plenum erörtern wir die Spezifika der Kirche, die einen Missbrauch begünstigen. Einen Schwerpunkt nimmt dabei der theologische Diskurs ein.
Leitung:
Gabrielle Pilet Decorvet; sie berät als Co-Therapeutin der Genfer Vereinigung für Ethnopsychiatrie unter anderem Betroffene von Sekten und arbeitet in Genf als Pfarrerin und Seelsorgerin.
15:15 Uhr
Ergebnisse der Workshops und Eröffnung Diskussion
16.30 Uhr
Abschluss
Die Konferenz ist offen für alle Interessierten.
Die Teilnahmekosten sind CHF 50 inklusive Verpflegung.
Das Platzangebot ist beschränkt.
Interessierte, bei denen die Kosten das Budget übersteigen, können sich bei uns melden.
Es gibt eine simultane Übersetzung Deutsch-Französisch / Französisch-Deutsch.
Die Ökumenische Buchhandlung Voirol wird einen Büchertisch zu den behandelten Themen anbieten.