Zweite Ausgabe 2024

Magazin Standpunkt

Vorwort

Liebe Leser:innen
Biblische Texte wurden über Jahrhunderte überliefert – oft jedoch genutzt, um Frauen auszuschliessen von Mitsprache, Mitwirkung, von Ämtern. Heute ist es wichtiger denn je, diese Überlieferungen kritisch zu hinterfragen. Sie wurden von Männern verfasst und spiegeln patriarchale Weltbilder wider. Das wollen wir ändern. Wir halten an der befreienden Kraft feministischer Interpretationen fest – sie sind Ressource für unseren Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit.

Feministische Theologien zu fördern und die Missbrauchskrise in der Kirche anzugehen, ist unser Antrieb. So setzen wir uns für die Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch in der reformierten Kirche und wirken dafür unter anderem in der entsprechenden Arbeitsgruppe der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz mit. Zudem arbeiten wir aktuell an zwei Projekten: Gemeinsam mit dem Schweizerischen Katholischem Frauenbund (SKF) und dem Verein BibelErz entwickeln wir eine feministische Lesart der Weihnachtsgeschichte, die 2025 auf Bühnen und in Kirchen aufgeführt wird. Ein weiteres Projekt auf Social Media soll jungen Menschen einen Zugang zu feministischen Theologien eröffnen.

Im neuen Standpunkt beleuchten wir diese Themen weiter: Theologin und Publizistin Dr. Doris Strahm führt in die ökofeministische Theologie ein, Politikwissenschaftlerin und Menschenrechtsaktivistin Prof. Dr. Elham Manea spricht über emanzipatorische Potenziale von Religionen, und Vize-Präsidentin Marie-Claude Ischer schreibt über die Mechanismen des Missbrauchs in der Kirche.
Geschrieben von Männern, verankert im Patriarchat: Das drehen wir um.

Hier schreiben Frauen, verwurzelt im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit!
Wir wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre.
 

Kurzmeldungen

Dialogformat «La crise des abus dans l'Eglise», 18. Januar 2025 in Martigny

Am 18. Januar 2025 laden wir alle interessierten Menschen zu unserem nächsten Dialogformat ein. Es wird in Martigny stattfinden und das Thema «La crise des abus dans l'Eglise» fokussieren. Wir möchten wissen, wie die Anwesenden das Kirchensystem wahrnehmen, welche präventiven Massnahmen es ihrer Meinung nach braucht, damit die Kirche ein sicherer Ort wird?

Gemeinsam werden Präventionsmassnahmen diskutiert und ein Bewusstsein für das System vorangetrieben. Das Dialogformat wird Basis für ein weiteres Format mit nationaler Reichweite im Frühjahr 2025 sein. Im Mittelpunkt steht der Weg zur restaurativen Gerechtigkeit und die Notwendigkeit, denjenigen Gehör zu schenken, die zu lange zum Schweigen gebracht wurden. Der Anlass im Januar ist auf Französisch und wird nicht übersetzt.

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Verbandsinterne Neuerungen

Die Veröffentlichung des ersten digitalen Standpunkts nehmen wir zum Anlass, einmal unsere diesjährigen Veränderungen zu summieren: Es sind viele! Seit 27. April 2024 sind wir mit neuem Namen unterwegs: femmes protestantes. Ebenso bereichern seitdem drei neue Vorstandsfrauen unser Team: Marie-Claude Ischer, Flavia Muscionico sowie Marianne Weymann.

Wir freuen uns sehr, dass wir mit Marie-Claude Ischer darüber hinaus eine neue Vize-Präsidentin mit Expertise im Bereich «Missbrauch in der Kirche» gewinnen konnten, Flavia Muscionico mit Kompetenzen im Bereich Fundraising sowie Marianne Weymann mit langjähriger Erfahrung im Journalismus der Kirchenlandschaft. Seit September gibt es unsere neue Webseite, wir sind auf LinkedIn aktiv und nun der erste digitale Standpunkt – ganz ohne Gatekeeping von Inhalten! 

femmes protestantes neu in Arbeitsgruppe der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) bzgl. Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche

Im Juni lehnte die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) ein Konzept für eine Dunkelfeldstudie zu sexuellem Missbrauch ab. Es wurde als zu teuer (1,6 Millionen Franken) und zu weit gefasst empfunden. Stattdessen wurde unter anderem beschlossen, dass eine neu eingesetzte Arbeitsgruppe prüfen soll, ob es eine interne Studie braucht und gegebenenfalls eine solche erarbeitet. femmes protestantes sind mit Vize-Präsidentin Marie-Claude Ischer Teil der Arbeitsgruppe, die im Herbst 2024 ihre Arbeit aufgenommen hat.

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